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Schuhplattler und Tanzbären

Was bleibt, wenn auch die Kultur im Basar der Globalisierung gehandelt wird? Das diskutieren wir Sonntag, den 9. Oktober, im Wiener Volkstheater.

Wien (5. Oktober 2005) - Eine Welt, die sich nur mehr kommerziellen Interessen unterordnet, ist nicht lebenswert. Ein Land ohne eigene Kunst verkommt zu einem Vasallenstaat, zu einem willfährigen Gehilfen, zum puren Markt ohne nennenswerte eigene Produktion. Aus Selbstbestimmung wird Fremdbestimmung, aus Zivilisation wird Barbarei.

Österreichs Kultur dient als weltweites Aushängeschild und Lebenselixier zugleich. Ihre Anziehungskraft bringt jährlich Menschen aus der ganzen Welt zu uns. Doch unsere Kultur ist in Gefahr – und mit ihr die Kulturen vieler Länder. Geht es nach dem Willen des Geldmonopols und seiner Handlanger, sind regionale Eigenarten bestenfalls als Touristenattraktionen akzeptabel: Schuhplattler und Tanzbären, durchsetzt mit Zettelverteilern im Mozartkostüm. Im Mittelpunkt des Interesses der Finanzbarone steht die Massentauglichkeit. Regionale Kultur soll als lästige Konkurrenz der Industriekunst ausgeschaltet werden.

Österreich ist – noch immer – ein kaufkräftiger Markt. Ausländische Investoren benutzen unsere Infrastruktur mit Handkuß – eine von uns allen aufgebaute Infrastruktur. Wir erhalten das Netz, andere streifen die Profite ein.

Das ist kein Naturgesetz, auch wenn es Sozialdarwinisten so hinstellen. Wenn Österreichs Musikschaffende leichteren Zugang zur Präsentationsplattform Rundfunk verlangen, stoßen sie auf viele taube Ohren. Internationale Verfechter des freien Wettbewerbs jedoch, die eine Gleichstellung in- und ausländischer Investoren und Unternehmungen wünschen, finden Gehör.

Blühende Monokultur

Setzen sie sich durch, dann müßte - beispielsweise - der Antrag eines englischen Musicalproduzenten auf Subvention seines neuen Theaters in Österreich genehmigt werden. Auch der neueingerichtete Musikfonds, aus dem derzeit nur österreichische Produktionen gefördert werden, stünde der ganzen Welt offen. Alles andere wäre – nach den neuen Regeln – eine Diskriminierung, und nur Inländer dürfen diskriminiert werden. Der Musikfonds wäre schlagartig pleite. Staaten müßten aufhören, in regionale Kunst investieren. Die Vielfalt der künstlerischen Betätigung ist ernsthaft bedroht. Es kommt zu einer Reduktion des Angebots, am Ende steht die Monokultur.

Monokultur blüht uns, wenn sich die Verfechter des deregulierten Welthandels in der WTO [Welthandelsorganisation] durchsetzen und den Handel mit Dienstleistungen [GATS] auf alle Lebensbereiche ausdehnen. Als Gegengewicht zu schrankenloser Liberalisierung wird derzeit an einer Konvention gearbeitet, die im Oktober 2005 anläßlich der Generalversammlung der UNESCO in Paris beschlossen werden soll. Inhalt der Konvention: Die Herausnahme der Kultur aus dem WTO-Regime.

Befreiung von der eigenen Kultur?

Setzen sich die Unterhaltungskonzerne durch, wird auch dieser Bereich der WTO unterworfen. Nationalstaatliche oder regionale Förderungen für Kunst werden dann de facto nicht mehr möglich sein, weil auch transnationale Firmen gesetzlichen Anspruch auf Subvention haben werden.

Wenn sich aber Bürgerrechtler und Kunstschaffende durchsetzen, wird die UNESCO-Konvention den Regierungen ein Instrumentarium zur Verfügung stellen, mit dem sie die eigene regionale Kultur weiterhin fördern können.

Wir wollen die Konvention zum Schutz und zur Förderung kultureller Ausdrucksformen bei der UNESCO durchsetzen – gegen den massiven Widerstand einer von den USA angeführten Lobby, die das Hohelied des Freihandels singt. So wird in einem aktuellen Papier einer Ländergruppe innerhalb der WTO, die sich zynisch Friends of the audiovisual nennt, die Forderung aufgestellt, audiovisuelle Dienstleistungen möglichst vollständig auf dem GATS-Basar anzubieten.

Wann und wo?

Im Rahmen des Jubiläums 60 Jahre ÖGB veranstaltet die Gewerkschaft KMSfB am 9. Oktober 2005 dazu eine Sonntagsmatinee im Wiener Volkstheater. Ab 10:30 Uhr diskutieren Hubert von Goisern, Werner Schneyder, Heribert Sasse und Björn Engholm mit mir die Auswirkungen der neuen Totalen Freiheit – einer völligen Freiheit von jeder eigenen Kultur.

PS: Um zahlreiches Erscheinen wird gebeten. Eintritt frei! Anreise mit U2 bzw. U3 empfohlen.

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