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Musik, Markt und Macht

Unter diesem Titel fand am 17. und 18. März 2005 ein Symposion an der Kremser Donau-Universität statt. Ein Bericht von Günther Wildner.

Krems, Wien (17. April 2005) – Krems und sein seit einem Jahr arbeitendes Zentrum für zeitgenössische Musik unter der Leitung von Prof. Dr. Gerhard Gensch war zwar nicht zwei Tage lang der Nabel der Musik(business)welt, dennoch löste diese wissenschaftliche Zusammenkunft Anstöße und Kooperationen auf verschiedenen Ebenen aus, denen man Erfolg und Nachhaltigkeit wünschen möchte.

Überhaupt lag dieser Konferenz ein österreichisch-deutscher Brückenschlag zu Grunde, was sich in der Besetzung der Vortragenden, aber auch in den wissenschaftlichen Fragestellungen und Konzeptionen manifestierte. Gerade dieser Brückenansatz scheint großen Bedarf und enormes Zukunftspotential zu bergen in einer gezielten Befruchtung der jeweils eigenen Musikbusiness-, Marktauffassungen und -tätigkeiten als auch in der Präzisierung von Forschungsansätzen im Überschneidungsbereich von Musik, ihrer finanziellen und medialen Verwertung sowie der Reflexion darüber.

Das magische Dreieck

Das magische Dreieck Musik-Markt-Macht war aus diesem Grund als thematische Klammer und Assoziationen stiftender Diskussionsansatz glücklich und intelligent gewählt. Natürlich wohnt diesem Dreieck auch eine Gefahr der Unverbindlichkeit und der Ventilierung bekannter Positionen inne. Kräftig wurde daher auch in Wiederholungsschleifen des Bekannten umgerührt, wobei Wissensstand und Vorerfahrung der Teilnehmenden naturgemäß extrem verschieden sein können.


Prof. Dr. Gerhard Gensch
Leiter des Zentrums für zeitgenössische Musik, Donau-Universität Krems

Als Startpunkt für zukünftige Aktivitäten des ZZM funktionierte dieser Ansatz der aufeinender bezogenen Kraftanalyse von Kreativ- und Verwertungssektor jedoch gut und machte Lust auf mehr. Dafür waren sicherlich auch die für wissenschaftliche Veranstaltungen überdurchschnittlich persönlichen Begegnungen, die kollegiale Atmosphäre und ein zielorientiertes Wir-Gefühl verantwortlich, das etwaige Differenzen zwischen Interessensgruppen die Arbeit und Ziele des Symposions nicht trüben ließ.

Diese Musikbusinesspraxis des It’s a People’s Business übertrug sich auf den forscherischen Geist der Teilnehmer und erschöpfte sich im übrigen nicht nur im stimmungsvollen und gelungenen Heurigenbesuch des ersten Kongreßabends.

Ausgangspunkt: Die Krise der Musikindustrie

Die Ausgangspunkte der Konferenz, die Gerhard Gensch vorab in einem kurzen Impulsreferat festsetzte, waren die Krise der Musikindustrie mit ihren strukturellen Revolutionen und die Nicht-Übereinstimmung in deren Analyse, welche die wissenschaftliche Beschäftigung mit diesem Thema in den Augen der Veranstalter notwendig machte. Die Vielfalt der Standpunkte sollte nochmals erarbeitet, sowie die Macht im Markt darstellbar gemacht werden bis hin zu einer Beschäftigung mit der Subtilität von Machtstrukturen, ihren Hintergründen und Verflechtungen.

Hier machte sich die österreichisch-deutsche Zusammenarbeit in Konzeption und Organisation der Veranstaltung von Seiten des ZZM mit dem Institut für Management der Universität Flensburg bezahlt, nicht nur durch die zahlreiche Mitreise und Symposionsteilnahme Flensburger Studierdenden, sondern insbesondere in der Person des umfangreich publizierenden Leiters des Internationalen Instituts für Management Mike Friedrich. Er überforderte zwar in seiner mit dem notwendigen Understatement gewürzten Artikulationsrasanz einen Teil des morgendlich aufmerksam lauschenden Auditoriums, verortete aber nach dem Hinweis auf die Notwendigkeit einer akademischen Inbesitznahme der Thematik die Analyse seiner Fragestellungen von Inkompatibilität künstlerischer und wirtschaftlicher Interessen sowie der Erforschung des bipolaren Feldes Kreativität und Wirtschaftsgut Musik richtigerweise in den Bezugsfeldern Technologie, Recht, Wirtschaft und Gesellschaft.


Prof. James Progris
Chair of Department of Music Media and Industry, School of Music, University of Miami

James Progris schöpfte sodann in guter amerikanischer Eloquenz- und Selbstdarbietungstradition [zuzüglich einem durchaus gelenkigen Take the A-Train am bereitstehenden Flügel] aus seinen reichen, über Jahrzehnte akkumulierten musikpraktischen Erfahrungen und schlüpfte dabei nur zu gerne in die Rolle des Musikbusinessdozenten: Die Player in der Musikproduktion und in der Verwertungskette, Kreativität im Bereich kommerzieller Musikproduktion, Entrepreneurship, Consumers u.v.m. waren seine Betrachtungsfelder.

Franz Willnauer, Ex-Intendant des Beethoven Festivals in Bonn, arbeitete den Unterschied zwischen Festivals und Festspielen heraus, gab einen historischen Abriß dieser Live-Musik-Präsentationsformen und versuchte mit der Formulierung von sieben Thesen und drei Fallbeispielen Ausblicke auf die zukünftigen wirtschaftlichen versus künstlerischen Spannungsfelder des Veranstaltungsbetriebes zu geben.

Schöne Grüße an Erwin Pröll

Kathrin Zechner funktionierte ihren Vortrag behände in eine kompakte Werbeveranstaltung für die Vereinigten Bühnen Wien (VBW) mit Pressemappen und Romeo & Julia-Präsentationsfilm um. Sie entbot öffentlich Grüße an den - natürlich - nicht anwesenden niederösterreichischen Landeshauptmann: »Schöne Grüße an Erwin Pröll« (sic!). Zechner bezeichnete die Zukunftspläne der VBW als ein »Mehr an Musiktheater« für die Bundeshauptstadt mit der Neustrukturierung ab 1.1.2006: Drei Bühnen mit je 1000 Plätzen: Theater an der Wien im Stagionebetrieb für Barockoper, Mozart und Neue Musik; das Ronacher als Musikstadttheater mit Produktionen verschieden langer Laufzeit bei einem Schwerpunkt auf dem Komödenmusical [Wiener Humor] und das Raimund-Theater als Musikvolkstheater. Eine Eigendeckung von 60 bis 65 Prozent wird angestrebt.

Zechner bezeichnete diese gemischte Finanzierung [Subventionierung durch die öffentliche Hand] als Vorteil im Sinne einer Risikominimierung bei den VBW und dem dadurch möglichen kulturellen Anspruch in der Produktion. Die Intendantin zeigte sich von ihrer ersten, in acht Monaten entstandenen Produktion Romeo und Julia »ganz begeistert« und bemühte den Begriff der Umwegrentabilität zur Darstellung der wirtschaftlichen Wertschöpfung der VBW.

Christoph Straub von der österreichischen Folk/Pop-Band Papermoon resümiere seine bisherige Karriere in drei Phasen, die ihn vom Erfolg über Nacht nach einer Zeit der verschlossenen Türen wieder zu einer Fortspinnung des Erfolgsfadens führten. Sein Resümee skizzierte die Machtverhältnisse im Musikbusiness als ungleich verteilt und stellt fest, daß Erfolg nur mit Businesspartnern möglich sei, wobei die Vorsicht bei Verträgen oberste Priorität habe.

Andreas Gasser, Sänger und Gitarrist der österreichischen und deutschsprachig musizierenden Gruppe Shiver, erzählte im Interview mit der ORF-Radiojournalistin Karin Steger (im Bild links) von seinen ersten großen businessmäßigen Schritten nach dem Gewinn des Ö3-Wettbewerbes Soundcheck Spezial, wobei die Zusammenarbeit mit der Tonträgerfirma EMI noch die einzige Bindung darstelle. Die Werke der Band erschienen im Eigenverlag, Kooperationen mit Managements und Bookingagenturen gäbe es noch nicht, sagte Gasser.

In der kurzen, den ersten Vormittag beschießenden Diskussion wurden noch aktuelle Bestandsaufnahmen des gegenwärtigen Musikgeschäfts ausgetauscht, und Moderatorin Karin Steger (Ö1) beschloß diesen ersten Einstieg ins Thema mit einer Radio-Feature-artigen Moderation, die bereits die vorangegangenen Stunden gekennzeichnet hatte. Interessant, dass am nächsten Tag Matthias Holtmann (SWR 3) in die ganz genau gleiche Kerbe schlug und diesen eingeschlagen Moderationsstil nahtlos fortsetzte, und mit viel Fachwissen die Krise der Plattenbranche zu einem Minihörspieldrama verdichtete und einem imaginären, gebildeten Radiopublikum näher brachte.

Die lindernde Wirkung der Popmusik

Am zweiten Vormittag schlug ein ausgezeichnet disponierter Joachim Brügge die Brücke vom ersten freischaffenden Künstler Mozart über den medialen Mythos Sound of Music zur Maßstäbe setzenden Madonna und der prekären Situation der Neuen Musik in so noch nicht gehörten, persönlichen Analysen und Bezugsetzungen, um schließlich zu schließen: »Popmusik hat eine lindernde Wirkung der Seele.«

Albert Manzinger, EMI-Geschäftsführer in Österreich und der Schweiz, zog unter dem Titel Know-how, Marketing, Kooperationen. Von Cross Promotion bis Customized Products alle Ideen- und Umsetzungsregister einer besonders in Vertrieb und Marketing geölten Major-Company. Thorsten Schulz entwarf unter Hinweis auf das von ihm aufgebaute europäische Zentrum für Musikwirtschaft, Popkultur, junge Musik, Rock und Existenzgründung sowie auf die ebenda mögliche Ausbildung zum European Pop Creative Zukunftsperspektiven für eine aus der Krise schippernde Tonträgerwirtschaft.


A. Manzinger, M. Friedrichsen, B. Pesendorfer, G. Gensch

Auch dieser Vormittag fand sein Ende in einer für das Publikum offenen Diskussion, bei der Joachim Brügge durchaus stellvertretend eine konzise geführte Wertigkeits- und Evaluationsdebatte einmahnte. Geradezu tröstlich schloß Matthias Holtmann: »Vielleicht liegt die Zukunft der Musik außerhalb unserer Galaxie?«

Offene Forumsdebatten

Die Nachmittage der beiden Symposionstage waren mit jeweils drei Foren besetzt, in denen in Kleingruppen Zeit für intensivere Auseinandersetzungen mit aktuellen Themen anberaumt war: Independent Label - Independent Music?; Urheberrecht in globalen Märkten; Musik: Kulturgut oder Ware?; Musikbusiness: Visionen gestalten; Musik und Medien; Music in a global world. Diese durchwegs prominent besetzten Kurzseminare waren eine willkommene Abwechslung der Arbeitsform und -technik sowie Gelegenheit für Vertiefungen bei für die Teilnehmer brennenden Fragestellungen.

Eine interessante und umfangreiche Auswahlbibliographie rundete die ausreichenden und penibel ausgearbeiteten Symposionsunterlagen ab. Ein gedruckter Konferenzbericht wird im Herbst 2005 erscheinen und als Ausgangsbasis zukünftiger wissenschaftlicher Auseinandersetzungen mit den sich ständig neu ergebenden Themen von Bedingungen in Musik, Markt- und Machtverhältnissen dienen. Auf die sicher erfolgende Verzahnung der wissenschaftlichen Aktivitäten des ZZM mit dem ab Herbst 2005 angebotenen Ausbildungslehrgang Musikmanagement darf man auf jeden Fall ebenfalls gespannt sein.

Günther Wildner, Generalsekretär des ÖMR, nahm für den österreichischen Musikrat an der Konferenz Musik, Markt und Macht teil.

Fotos: Andrea Müller

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