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Angst

Längst geht es nicht mehr darum, sich ein bißchen mehr leisten zu können, sondern nur mehr darum, das Errreichte zu behalten.

Wien (18. Juni 2007) - "Hast Du genug Jobs, und kannst Du davon leben?" Das fragte ich in einem Brief Ende 1987 etwa zweihundert Musikschaffende in meinem Bekanntenkreis. Damals, vor zwanzig Jahren, expandierte die heimische Musikszene noch, dehnte sich aus in Bereiche, die zuvor dem Großen angloamerikanischen Bruder vorbehalten waren. Diese Ausdehnung wurde ab 1995 mit allen Mitteln gestoppt, Musik aus Österreich auf genau festgelegte Gebiete begrenzt. Einerseits durfte sie im experimentellen Bereich im Verborgenen blühen – manchmal sogar staatlich gefördert –, andererseits erreichte sie via Musikantenstadl das breite Publikum abseits der weltumspannenden Popmusikmaschine.

Ausschaltung der Konkurrenz

Herstellung und Vertrieb von Musik der Popkultur, die rund 80 Prozent des Musikmarktes ausmacht, folgt natürlich den ewig gleichen "Gesetzen" des Kapitalismus. Dazu gehören unter anderem: einmal zentral produzieren [das ist billiger] und weltweit verkaufen [das steigert den Profit]; mit dem "angenehmen" Nebeneffekt, daß regionale Musikproduzenten entweder in Nischen ausweichen – oder zusperren.

Ausweitung des Prinzips

Mittlerweile geht die Musikindustrie buchstäblich "vor die Hunde". Schuld daran sind aus ihrer Sicht die pivaten "Raubkopierer" ebenso wie die professionellen Produktpiraten aus jenen Ländern, in denen Urheberrecht ein Fremdwort ist. Daß industriell gefertigte Plastikware eine wesentliche Ursache fallender Umsätze darstellen könnte, hat sich erst kürzlich wieder als denkbar erwiesen. Wer in den vergangenen Jahren solches vermutete, galt bislang als Ketzer.

Arbeit schafft Werte

Allen negativen Erfahrungen zum Trotz wird mit großem Aufwand versucht, dieses offensichtlich gescheiterte Modell auf alle Wirtschaftsbereiche auszudehnen. Warum?, so fragt man sich – herrscht doch Einvernehmen darüber, daß wir an der Oberfläche einer Geldblase leben, die bereits akut vom Platzen bedroht ist.

Nationalbanken [und solche, die sich dafür ausgeben] bringen ständig neues Geld in Umlauf, Geld, das längst nicht mehr durch Gold und Silber gedeckt ist. Wert erhält dieses ungedeckte Geld durch seine Vergabe als Kredit an Menschen, die Geld brauchen, um etwas zu produzieren – oder an Staaten, die es benötigen, um Infrastrukturen zu schaffen und zu erhalten. Kreditnehmer müssen Werte schaffen, um ihre Schulden zurückzahlen zu können, samt Zinsen.

Durch unsere Arbeit statten wir das Geld, an dessen Wert wir glauben [lat.; credere] also erst mit tatsächlichem Wert aus. Mehr als 55 Milliarden Euro* veranschlagte der Bund 2006 an Zins- und Tilgungszahlungen – laut parlamentarischem Protokoll – der größte einzelne Budgetposten. Die Staatsschulden beliefen sich bereits 2005 auf sage und schreibe 155,1 Milliarden Euro**.

Die Melkkuh schlachten?

Nun sollte man meinen, es läge im Interesse der großen Kapitaleigner, verläßliche Kreditnehmer zu erhalten, die ihnen einen dauerhaften Strom von Wert für ihr Geld bescheren. Doch weit gefehlt. Die Gier nach immer höheren Zinsgewinnen für verborgtes Kapital führt zu einem unaufhaltsamen Verlust von Arbeitsplätzen in den entwickelten Industrieländern. Heute gilt: Wer billiger produziert, bekommt nicht nur den Auftrag, sondern auch den Kredit – und damit das zweifelhafte Privileg, Geld mit Wert auszustatten.

Ende des Fordismus

Längst hat die Maxime Henry Fords "jeder meiner Arbeiter soll sich das Auto, das er gebaut hat, auch kaufen können" ausgedient. Ehemalige Semperitarbeiter dürfen die Reifen für ihr Auto jetzt vom Arbeitslosengeld berappen, falls sie sich überhaupt noch ein Auto leisten können. Fabriken in Österreich sperren reihenweise zu und verlagern ihre Produktion in ferne Länder, wo Arbeitskräfte billig und Sozialstandards niedrig sind.

Ausweg aus diesem Dilemma böte der Dienstleistungssektor und die Innovation, heißt es. Aber auch Dienstleistungen müssen bezahlt werden; und so engagieren verzweifelte Familien eben Plegepersonal aus den Nachbarländern, Menschen, die billig aber oft illegal in Österreich arbeiten. Für heimische Pfleger fehlt das Geld, denn die müssen mehr verlangen, weil sie ja auch hier leben und Steuer zahlen.

Vor der Sintflut

Mittlerweile – nach Jahren des permanenten Reallohnverlusts – sind viele Menschen sogar bereit, auf Lohnerhöhungen zu verzichten, wenn wenigstens der Arbeitsplatz gesichert bleibt. Längst gilt es nicht mehr, den Lebensstandard zu heben, sondern nur mehr, ein Abgleiten in die Mittellosigkeit zu verhindern. Von dieser Angst getrieben, schenken die Betroffenen auch offensichtlich leeren Versprechnungen Glauben, denn gesicherte Arbeitsplätze kann kaum jemand mehr garantieren. Für das Aufrechterhalten des Status quo ist man bereit, zwei, drei oder mehr Jobs (= Gelegenheitsarbeiten) auf sich zu nehmen.

Wer das nicht kann [oder will], wird eben ein Sozialfall. Wobei die Finanzierung des sozialen Netzes völlig ungeklärt ist. Derweilen sitzt die hohe Politik vor diesem Problem wie das Kaninchen vor der Schlange. Wer kann, hat seine Schäfchen längst ins Trockene gebracht. Der Rest der österreichischen Bevölkerung wartet auf die Sintflut – vor dem Fernseher.

PS: Im als Ausweg vielgepriesenen kreativen Bereich – zu dem vor allem auch die Musik zu zählen ist – haben wir Konkurrenzverbot. Amtlich, mit Brief und Siegel!


Quellen:
* Statistik Austria, Statistisches Jahrbuch 2007
** Österreichische Kontrollbanken AG, Quartalsbericht Juni 2006

http://home.eduhi.at/user/loeffler/auch_staaten_machen_schulden.htm

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