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1 x Cannes und zurück

Über dicke Autos & kleine Fische, Farbenspiele am Firmament, finnische Buffethäppchen, Instrumentenwirbel im Haar und die Ungerechtigkeit der Welt.

Wien/Cannes (26. Februar 2006) - Wer nach dem althergebrachten Businessmodell seine Kreativität in klingende (Über)Lebensenergie umzuwandeln versucht, bekam auf der heurigen MIDEM vom 22. bis 26. Jänner in Cannes deutliche Signale für den baldigen Pensionsantritt der dergestalten Einkommensgenerierung übermittelt. Einerseits platzte die Meldung der Zentral-Lizenzierung des EMI Music Publishing Repertoires [Angloamerika] über die Zusammenarbeit der Verwertungsgesellschaften MCPS/PRS und GEMA für Europa in den entspannt angelaufenen Messealltag, andererseits wiesen die durchschimmernden Pläne eigener Downloadplattformen der großen Handy- und Telekommuniationsunternehmen [Sony Ericsson, Nokia, Motorola, Vodafone etc.] in eine neue Richtung der Rechtevergabe und -auswertung. Wer noch ganz und gar bindungsfrei mit seinen kreativen Musikideen und -werken in die Zukunft steuert, dem steht der Weg zum direkten Abschluß mit den oben genannten Firmen offen und frei.

Wer sich die Rechte früh und umfänglich sichert, kann nach der kostengünstigen Digitalveröffentlichung auf den Zufall des Hypes hoffen und dann gewinnbringend an die "alten" Verwertungskanäle und -firmen übergeben bzw. lizenzieren.

Ein neuer Pfad des ewigen Trial & Error-Weges der Plattenfirmen scheint im Arctic-Monkey-Internet der neuen Glücksritterfirmen vorgezeichnet. Das Mobiltelefon-basierte Angebot wird zum Choose-Pool der vom Konsumenten zum A&R geadelten Musikliebhaber und/oder Handy-Addicts. Die Rollenaufteilungen drehen sich, die Einkommensströme verändern sich, das Business muß acht geben, mit sich selbst Schritt halten zu können. Die Ungerechtigkeit der Welt, Kapitel 1.

MIDEM-Geburtstag

40 Jahre war heuer die MIDEM mit eigener Jubiläums-Homepage und Jubiläumsheft sowie dem alljährlichen guten Design [Instrumentenwirbel im Haar des Jünglings, ein Cellokopf als Haarspange der jungen Dame auf den MIDEM-Plakatsujets] und den Personality of the Year-Awards, heuer Bob Geldof, John Kennedy und Harvey Goldsmith [Live-8-Macher]. Von Jubiläen sollte man sich grundsätzlich keine Innovationen erwarten, und so war es dann auch: die gewohnte Messe-Qualität, die lediglich beim Kongreß nicht von allen so einstimmig positiv erlebt wurde. Hier bieten sicherlich die Veranstaltungen der IAEL [Int. Ass. of Entertainment Lawyers] eine konstante Qualität, wenn auch mit Wiederholungen des teilweise jährlich immer Gleichen.

Sonst bleibt der Kongreß von seinen Protagonisten abhängig bzw. den veranstaltenden Institutionen und ist letztlich immer Geschmacksache - je nach eigener Tagesverfassung und persönlichem Vorwissen. Aufgeblasene A&R-Sprüche – Wenn Du einen "Buzz" um dich kreieren kannst, finden wir dich in drei Minuten! – und G’schichterln aus dem Schmuckkästchen der eigenen Musikbusinessvergangenheit [z.B. Seymour Stein - Sire Records] können natürlich nerven. Die Listening-Sessions für Sync-Rights-Akquise waren auf teilweise sehr gutem musikalischem Niveau und immer wieder auch unfreiwillig unterhaltsam. Wer hier das Rennen macht und warum? Die Ungerechtigkeit der Welt, Kapitel 2.

Abends geht es dann in den Ausgang

Wer zur nächtlichen Stunde über die Croisette flaniert, wird von den dicken Autos der Verlagsbosse die Auffahrt hoch in die Bargesellschaft der unter dem Joch der hochprozentigen Coolness leidenden Selbstdarsteller geleitet, um nach ein paar hundert Metern durch das Innere des Carlton Hotels im Swiss Music Club neben einem Jungmanager zum Stehen zu kommen, der den Sitzplatz scheut, um nicht zur Konsumation der Cote d’Azur-preisigen Erfrischungs/Ermattungsdrinks gefragt zu werden.

Die Ungerechtigkeit der Welt, Kapitel 3: auf dem gesicherten Wohlstandsniveau der Kreativ- und Berühmtheitsträume, verunsichert durch die jahrelange Branchenschrumpfung. Darum werden die Musikmessen der letzten Jahre von den kritischen Geistern auch als letzte Faschingslichterketten und Bierfaßanschläge auf dem untergehenden Schiff gedeutet – wer die Rettungsboote erreichen wird, ist noch nicht klar, die unteren Decks sind schon längst unter Wasser – prost!

Was es sonst noch gab

Der Klassik Award wurde stark verbessert: Mit Top-Orchester [Salzburg Chamber Solists], auf hohem Niveau live-spielenden Preisträgern und guten Laudatoren [z.B. Christa Ludwig] war beste Qualität garantiert – genau das will man von der Klassik.

Finnland brachte eine von Nokia unterstützte Opening-Night, die mit herausragender Organisation und Pünktlichkeit glänzte, auch gab es Essen und Trinken in Hülle und Fülle – allein kulinarisches Hochgefühl wollte sich auf meinem Schnitzelverwöhnten und -ausgehungerten Gaumen mit den nördlichen Spezialitäten nicht einstellen. Ein Eß-Seminar für nordeuropäische Küche scheint auf meinen kommenden Geburtstagswunschbrief zu müssen – Gott sei Dank erst im Mai.

Die finnische Musik war bunt gemischt und durchwegs interessant zu verfolgen: Die Musiker des Five Corners Quintet zelebrierten intensiv musizierten Soul-Jazz und bei der Don Johnson Big Band, die keine Big Band ist, bewegte sich der HipHop-Frontmann mit skurrilen Zwischenansagen sympathisch an seinen sängerischen und turnerischen Grenzen. Mit ihren vier Celli sägten sich Apocalyptica schließlich zu den Vollgas-gedroschenen Fellen des Schlagwerkers durch ein mit jedem Stück vorhersehbarer werdendes Set, das kurz interessant anzuhören, ein wenig länger immerhin staunend anzusehen war.

Harry Fuchs, Franz Morak, Günther Wildner, Harald Ossberger (v.l.n.r.)

Der von uns, Präs. Harald Ossberger und meiner Wenigkeit [Österreichischer Musikrat], betreute alpenrepublikanische Klassikstand wurde auch brav von Nicht-Klassikern heimgesucht und als Begegnungsort genützt, der große Ö-Stand war wieder im besten Kommunikations- und Präsentationsgriff von Standorganisator Mario Rossori und seiner Mannschaft, sprich: umsichtigen Damenschaft.

Ja, natürlich, die Mozart Music Cloud [Mozart Klangwolke]: Zur Musik des Geburtstagskindes stieg am Dienstag in perfekter Choreografie und Synchronisation ein Feuerwerk gen Himmel, das selbst für die Glamour-verwöhnte Cannes-Bucht ein herausragendes Ereignis war. Wie die Finnen hatten sich die Österreicher entschieden, nicht knausrig zu sein – der Effekt bestach und bleibt in Erinnerung. Die Croisette wird uns noch im kommenden Jahr beim morgendlichen Zum-Palais-Spaziergang davon ins Ohr flüstern – so soll ein MIDEM-Tag beginnen, die Gerechtigkeit der Welt bekommt im Ohr des demütig Lauschenden ihre neuen Chancen. gw

PS: Jetzt versteht man, warum sich die Haute vollée alljährlich an der Zote dazua ein Rendezvous geben muß. pps

Foto: Poppate

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