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Tendenz fallend

Der Anteil österreichischer Musik in den einzelnen Radioprogrammen des ORF sank 2004 wieder. Radio Wien ist erneut Schlußlicht.

Wien (6. September 2005) - Eine ernüchternde Bilanz ist aus der aktuellen Sendezeitstatistik der AKM zu ziehen. Der ORF reduzierte den Anteil österreichischer Kompositionen in seinen Radioprogrammen um runde drei Prozent [betrachtet man die gesamte geschützte Musik inklusive CDs, Signations, Werbe- und Hintergrundmusik] auf 19.5 Prozent.


CDs mit Musik aus Österreich erreichen gar nur einen Anteil von knapp 15 Prozent am Musikprogramm. Im Vergleich zum Jahr 2003 verliert österreichische Musik aller Sparten auf CD damit genau 2,27 Prozent Sendezeit.

Entgegen den Beteuerungen der ORF-Manager, sie seien bestrebt, mehr heimisches Repertoire zu berücksichtigen, sinkt unser Anteil - nach einer Erholung in den vergangenen drei Jahren - wieder und pegelt sich bei der 15 Prozent-Marke ein. Seit dem Jahr 2001 und dem damaligen Rekordtief von 13.21% war ein stetiger Anstieg auf bis zu 15.44 Prozent [2003] zu verzeichnen - zurückzuführen auch auf die Aktionen der Plattform Österreichische Note und ständigen Anfragen im ORF-Publikumsrat. Der neuerliche Rückgang ist auch im Zusammenhang mit dem vorzeitigen Ende der Finanzierung der Ö-Note durch die AKM bzw. deren Fördereinrichtung GFÖM zu sehen. Öffentlichkeitsarbeit ohne Budget ist eben nur sehr eingeschränkt möglich.

Dominanz angloamerikanischer Industrie-Musik

Die schwarzen Balken zeigen eine beeindruckende Dominanz des sogenannten internationalen Repertoires, das überwiegend aus den USA importiert wird. Die vergleichsweise geringste Auswirkung auf die heimische Musik verzeichnet FM4. Der Jugendkultursender des ORF, mit dem dieser gern die Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Auftrages herausstreicht, räumt der österreichischen Musikszene konstant ein Viertel seines Musikprogramms ein. Der Wermutstropfen: FM4 erreicht nur 3 Prozent des Publikums [Marktanteil lt. Radiotest 1. Hj. 2005]. In der jugendlichen Zielgruppe des Senders sind es 12 Prozent.

Die große Mehrheit hört Ö3 oder Ö-Regional. Wobei gilt: je größer die Breitenwirkung, desto geringer der Österreich-Anteil. 15.8 Prozent im Ö-Regional-Durchschnitt - und mehr als bescheidene 5.19 % auf Ö3, eine Steigerung von 0.09 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. [Grafik: Anteil österreichischer Kompositionen am Musikprogramm 2004]

Kein Platz für die Hits

Für die [potentiellen] Hits aus Österreich ist im Hitradio bezeichnenderweise kein Platz. Sie werden nicht einmal vorgestellt, kein Wunder, stammt doch nur jede zwanzigste Musiknummer des Ö3-Programms aus österreichischer Feder.

Bemerkenswert ist auch die Begründung der ORF-Manager: Ö3 muß Geld verdienen. Subtext: Heimische Popmusik taugt dazu nicht. Ihr Platz ist bei Ö-Regional, dem offiziellen Heimatradio, aber nur, wenn sie die Kriterien [Oldie = Austropop bzw. Schlager = Schlager] erfüllt; und so bleibt die Heimat auch im Heimatradio eine Randerscheinung: im schönen Burgenland ein mit 24.21% breiterer Rand als in Vorarlberg [10.34 %]. Wien, ganz Weltstadt, trägt mit 8.73 Prozent die rote Laterne. Wien ist eben anders, international. Da hat das Wienerische keinen Platz.

Musik und Kultur

Besonders stolz ist man im ORF auf Ö1. Zurecht! Musikalisch ist Österreich allerdings vor allem mit Toten vertreten. Davon haben wir aber auch viele. Lebende U-Musik [Definition der AKM: alles, was nicht E-Musik ist] tümpelt seit Jahren konstant unter zehn Prozent, lebende E-Musik [Definition umgekehrt] erreicht einen historischen Tiefstand: 6.59 Prozent. Hier wird eine verläßliche Grundlage für baldiges Hinscheiden gelegt.

Spaß beiseite - das Lachen ist uns ohnehin schon seit langem vergangen. Der ORF betreibt auch einen Kurzwellensender, der Österreichisches in alle Welt ausstrahlt, sozusagen als Radiobotschafter. Die Welt muß allerdings glauben, Österreich verfüge über sehr wenig eigene Musik. Nur 21.4 Prozent des geschützten Musikprogramms stammen aus heimischer Feder. Gut gerupft.

Nur Fernsehen ist schlimmer

Getreu dem Motto: Nur Fernsehen ist schlimmer! noch ein kurzer Blick. Musik sei im Fernsehen nicht darstellbar, meinte Kulturchefin Margit Czöppan - stets gut informiert - vor einigen Monaten im ORF-Publikumsrat. Dabei wird der volkstümliche Schlager zur besten Sendezeit im Hauptabendprogramm gesendet; aber vielleicht zählt der für Frau Dr. Czöppan ja nicht zur Musik.

PS: Möglicherweise hält sie Sendungen mit Hansi Hinterseer auch für reine Sportübertragungen. Wer weiß? pps

Daten: AKM - Grafiken: Musikergilde, Dr. Bauer PR

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