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Wer zahlt, schafft an

Korruption in der Musikbranche wird nun auch in Deutschland ein Thema - neue Initiative "Bestecher sind Verbrecher" gestartet.

Wien (17. Jänner 2007) - Im Zusammenhang mit dem Boykott heimischer Musik sind vor allem zwei Phänomene zu beobachten: Die Rundfunkanstalten ignorieren konsequent die Wünsche des Publikums, und die Forderung nach mehr heimischen Musikproduktionen im Rundfunk wird gern als politisch rechts und nationalistisch eingestuft. Daß 57 Prozent der Befragten im Radio sowohl In- als auch Ausländisches hören wollen, wird nicht akzeptiert, die dazugehörende Gallup-Umfrage als nicht relevant bezeichnet. Schließlich betreibt man als Radiosender ja Hörer-Forschung. Die kostet viel Geld, also müssen die Resultat auch stimmen.

Neuer Rekordanteil: 35 Prozent

Aber wie ist zu erklären, daß im gesamten deutschsprachigen Raum die eigene Musik populär ist, aber im Radio nur am Rande vorkommt? Besonders eklatant ist dieses Mißverhältnis in Deutschland. Während besonders die neue deutsche Popmusik für Umsätze bei den Plattenfirmen sorgt – mit 35 Prozent erreichte deutsche Musik einen neuen Rekordanteil beim Verkauf von Albumproduktionen [ifpi] –, findet sie bei den meisten Radiostationen nach wie vor kaum Beachtung. Der Verband Savemusic vermutet Bestechung. Analog zum Payola-Skandal in den USA, wo Musikkonzerne kürzlich zu Millionen Dollar Strafzahlungen verurteilt worden sind, soll es, so Savemusic, auch in Deutschland unseriöse und verbrecherische Praktiken geben, um die "richtige" Musik in die Hitparaden zu bringen.

»Wir werden jeden uns bekannt gewordenen Fall von Korruption in der Musikbranche zur Anzeige bringen«, stellt Toni Kettel, Vorstand von Savemusic, klar.

Denn Korruption mache abhängig, arbeitslos, behindere den freien Wettbewerb und gaukle eine falsche Musikkultur vor. »Seit Jahren steckt die Branche anscheinend in einer tiefen Krise, ein Ende ist nicht in Sicht«, meint Kettel, »ein Grund, warum Musikfans kaum noch CDs kauften, ist in der Halbwelt des Musikmarktes zu suchen. Wenn große Plattenfirmen wie Sony BMG, Warner Music, EMI Music oder Universal Music beispielsweise dafür verantwortlich sind, daß Musik ihrer Künstler in Radios hauptsächlich mit Bestechungsgeldzahlungen an die Sender und Musikredakteure zum Einsatz kommt, wie es die jüngsten Payola-Fälle ans Licht gebracht haben, dann hat das Auswirkungen auf die gesamte Musikbranche«.

Zudem verzerre die kriminelle Vorgehensweise, mit Schmiergeldzahlungen ins Radio zu kommen, den Wettbewerb zwischen den Musikunternehmen. Kleine, nicht mit Aktienkapital ausgestattete Plattenlabels, würden mit diesen Methoden schlicht und einfach »vom Markt ferngehalten«!

Diese Musik nervt

Auf allen Kanälen dudelt derselbe Unfug aus den Boxen, heißt es weiter auf den Internetseiten von Savemusic. Die Sender, die über Werbegelder und Beteiligungen fest in der Hand der großen Entertainmentkonzerne sind - oder umgekehrt, übertreffen sich in Punkto Einfalls- und Niveaulosigkeit. Neben geistig unterbemittelten Zotenreißern und Zwangsspaßnasen, dämlichen, bis zur Penetranz wiederholten Jingles und intellektuell tiefgestapelter Werbung nervt vor allem die Musik. Selbst an sich schöne Lieder verursachen nach dem xten Airplay nur noch Magenkrämpfe. Ganz zu schweigen von billigem, farblosem Gejammere und unseligen Cover-Versionen der Hits der letzten 30 Jahre. Auch der Blick ins Musikfernsehen bietet, sieht man von einigen wenigen Highlights ab, wenig Ergötzliches. Es ist nicht zu übersehen - oder besser zu überhören: Die Musikbranche steckt in einer Krise und mit ihr die Konsumenten, die immer weniger Möglichkeiten haben und dabei immer hilfloser werden, denn ihre Musik ist nicht wirklich dabei.

Bestecher sind Verbrecher

»Korruption in der Musikbranche muß bekämpft werden. Zum Schutz der gesamten Branche!« verlangt Savemusic.

»Wir fordern diejenigen Künstler, Autoren, Plattenfirmen und Musikverlage, welche durch die Pay-For-Play Betrügereien profitiert haben, auf, alle zu Unrecht erhaltenen Tantiemen für Airplayeinsätze und Chartplatzierungen an die Verwertungsgesellschaften zurückzuzahlen. Wir fordern alle Verwertungsgesellschaften und Chart-Herausgeber [z. B. Billboard] dazu auf, die betroffenen Künstler, Autoren, Plattenfirmen und Musikverlage zu ermitteln und die unberechtigt erlangten Tantiemen zurückzufordern. Diese Tantiemen müssen unter den nicht an den Bestechungen beteiligten Künstlern, Autoren, Plattenfirmen und Musikverlagen verteilt werden. Sie haben ein Recht darauf.

In Deutschland wird Musik zensiert, so lautet das Resümee der Initiative. »Populäre Musik ist in Deutschland keine gesellschaftsverändernde Kraft mehr. Radio- und Fernsehmacher machen sich hierzuland einfach nur noch unglaubwürdig.« pps

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