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Wer hat Angst vor den Österreichern?

Bereits mehr als vierzig Prozent Anteil erhält die heimische Musik im Durchschnitt in den öffentlich-rechtlichen Radioprogrammen Europas.

Wien (30. November 2009) – Der österreichische Film ist dem ORF 95 Millionen Euro wert. Soviel werde er im kommenden Jahr in die heimische Filmproduktion investieren, versprach Generaldirektor Wrabetz – und damit auch den öffentlich-rechtlichen Auftrag erfüllen.

Die österreichische Musik spielt in den Überlegungen der Programmverantwortlichen kaum eine Rolle. Ähnliches gilt für die hohe Politik. »Wien ist Weltkulturhauptstadt!« verkündet Bürgermeister Häupl stolz in einer Postwurfsendung. Daß auf Radio Wien – also dem Sender der Weltkulturhauptstadt – von täglich 300 Liedern nur neun von hier stammen, dürfte ihm nicht bewußt sein. Vom typischen Wienerlied fehlt gar jede Spur. Vermutlich zählt es nicht zur Weltkultur.

Im europäischen Kulturkreis nimmt Österreich damit eine Sonderstellung ein: kein Land schließt seine Musikschaffenden in einem derartigen Ausmaß von der Radioöffentlichkeit aus. Im Europa-Durchschnitt wird zu 42 Prozent heimische Musik gesendet. 2007 waren es in Österreich 16 Prozent.

Zum Vergrößern auf die Grafik klicken – Grafik: Musikergilde

Mitglieder der ORF-Geschäftsführung zweifeln diese hieb- und stichfesten Daten an. Man liege im europäischen Mittelfeld, wird verlautbart, und: es gäbe gar keine verläßlichen Statistiken. Die von uns genanten Zahlen seien jedenfalls falsch. – Der offensichtliche Widerspruch fällt weder am Küniglberg [TV] noch in der Argentinerstraße [Radio] auf.

Tatsächlich gibt es verschiedene Untersuchungen [die Quellen sind weiter unten aufgelistet]. Die Musikergilde hat sie zusammengefaßt, geordnet und dokumentiert. Zwar haben nicht alle Länder auf die Frage nach einer gesetzlichen bzw. freiwilligen Quote geantwortet, aber die Untersuchung ist repräsentativ. In ganz Spanien, beispielsweise, wird mit Sicherheit mehr als ein Viertel spanische Musik gesendet – die in der Tabelle angeführten 25 Prozent beziehen sich nur auf Katalonien mit seiner Hauptstadt Barcelona, das seine eigene Kultur damit fördert.

Quellen: EBU-Radio Department, Urheberrechtsgesellschaften, Interessenverbände, D. Bauer Radioquoten im europäischen Vergleich, IFPI, EU, Kulturministerien, Rundfunkaufsichtsbehörden

Großbritannien fördert heimische Musik massiv

Hervorzuheben ist die detaillierte Auskunft der BBC. Das Popradio BBC1 hat sich vor einigen Jahren freiwillig verpflichtet, während des Tages [6-19 Uhr] mindestens 40 Prozent Musik heimischer Künstler zu senden, davon 45 Prozent Neuheiten. Zuletzt – 2007 und 2008 – hat BBC1 diese freiwillige Quote übererfüllt: 52% Musik aus Großbritannien, davon 52% neu.

Das mit unserem Regionalradio vergleichbare BBC2 berücksichtigte 2007 britische Musik ebenfalls zu mindestens 40 Prozent – und tatsächlich zu 48 Prozent; ein Fünftel des Musikprogramms ist Neuheiten vorbehalten; 260 Stunden wird Live-Musik übertragen.

BBC 1Xtra spielte im Vorjahr 44% Musik aus Großbritannien, davon 70% neue. Die Mindestverpflichtung hat sich heuer auf 35% UK und 60% neu geändert. BBC6Music sendete im Vorjahr 56% Heimisches innerhalb einer Woche. Generell stammen im BBC-Radio mindestens zehn Prozent aller Produktionen von unabhängigen Labels.

Zweierlei Maß in Europa

Gesetzliche Quotenregelungen sind in der EU angeblich nicht erlaubt, weil sie den freien Warenverkehr und die Dienstleistungsfreiheit behindern sowie den Wettbewerb verzerren, antwortete uns Medienstaatssekretär Dr. Josef Ostermayer [SPÖ] und schreibt wörtlich: »Aus der Tatsache, daß Slowenien als EU-Mitgliedstaat eine gesetzliche Musikquote für slowenische Musik festgeschrieben hat, läßt sich leider kein zwingendes rechtliches Argument für die Zulässigkeit einer solchen Maßnahme ableiten.«

Karlheinz Kopf, ÖVP-Klubobmann, kann sich eine gesetzliche Quote zwar vorstellen, hat aber grundsätzlich »wenig Freude mit Überreglementierungen und überschießenden Vorschriften, die den Markt einengen oder gar verzerren.«

Beide favorisieren eine Selbstverpflichtung des ORF, denn freiwillig die eigenen Kunstschaffenden zu fördern, ist nicht verboten. Die Briten und viele andere in Europa tun es jedenfalls. Oder haben Verwertungsgesellschaften, Gewerkschaften, Rundfunkbehörden oder Kulturministerien in ganz Europa wirklich nichts anderes im Sinn, als falsche Zahlen zu liefern, um den ORF schlecht aussehen zu lassen?

PS: »Irgendwelche selbsternannten Interessenvertreter, die gar keine Künstler sind, wollen uns mit Quotenforderungen zerstören«, solches und ähnliches bekamen wir auch zuletzt wieder von ORF-Mitarbeitern zu hören. Handelt es sich um die klassische Fehlermeldung kurz vor dem endgültigen Absturz? Oder um das Ergebnis von bald zwanzig Jahren Formatradio? Warum einige ORF-Mitarbeiter das Radio weitgehend von Musik aus Österreich freihalten wollen, bleibt weiter offen. pps

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