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I glaub‘, i lösch'

Musiker und Komödiant Peter Traxler, alias Muckenstruntz, verstarb am 25. Februar 2011 unerwartet. Ein Nachruf von Wolfgang Katzer und Peter Paul Skrepek.

Peter Traxler, geboren 1946 in Güssing, aufgewachsen in Eisenstadt, studierte eigentlich Maschinenbau in Wien, als er sein Herz für die Musik entdeckte und an der damaligen Musikakademie die Fächer Komposition und Musikanalyse belegte.

Zugleich tourte er als Keyboarder mit der von ihm gegründeten Popband The Dreamers durch die Lande, Werbeslogan: Was die Beatles für die Welt, sind die Dreamers fürs Marchfeld, lernte 1974 den Pianisten und damaligen Studenten der Musikwissenschaft Wolfgang Katzer kennen, der ihn um Längen überragte, und gründete mit ihm zusammen Muckenstruntz & Bamschabl, ein Music-Comedy-Duo. Durch verschiedenste mediale Auftritte wurden die beiden im gesamten deutschen Sprachraum rasch populär.

Seinen Namen verdankte das Duo der legendären Frau Spörl, die das Buffett im Wiener Austrophon-Studio betrieb. Sie führte nicht nur ein strenges Regiment, sondern hatte auch einen Hang zur Respektlosigkeit und die Angewohnheit, großgewachsene Sänger wie Peter Kraus als Bamschabl und kleinere wie Freddy Quinn als Muckenstruntz anzusprechen. So wurde der Name Muckenstruntz & Bamschabl geboren, wenn anfangs auch weder Wolfgang Katzer noch Peter Traxler von dieser Titulierung begeistert waren.

Die in Musikerkreisen wohl berühmteste Anekdote darf bei einem Nachruf auf einen Komiker nicht fehlen. Mitte der Siebziger Jahre entstand im EMI-Studio Köln eine Aufnahme für Marianne Mendt. René Reitz produzierte ein Lied mit dem Titel Halt mich fest [Text: André Heller, Musik: Peter Wolf], an der Gitarre damals Harri Stojka. Einige Wochen später sollte die 8-Spur-Aufnahme im Wiener Studio von Gerhard Bronner vervollständigt werden. Der dortige Tontechniker war Peter Traxler. Er legte das Band auf, die Spulen drehten sich, aber kein Ton drang aus den Lautsprechern. »Warum hören wir nichts?« erkundigte sich Reitz. Peter saugte nachdenklich an seinem Zigarettenspitz, blickte auf die Kontrollen der Bandmaschine, um schließlich mit steinerner Miene zu antworten: »I glaub', i lösch!«

Tatsächlich hatte er versehentlich den rechten Kanal eines Teils des auf zwei Spuren zusammengemischten Stereoplaybacks – sozusagen halbseitig – gelöscht. Die Aufnahme konnte zwar in nächtelanger Arbeit durch Umkopieren von erhalten gebliebenen Strophen und Refrains gerettet werden – »ist aber meines Wissens trotzdem nie erschienen«, erinnert sich René Reitz.

Foto: Raphael Skrepek

Am 28. Februar dieses Jahres wollten Muckenstruntz & Bamschabl ihr 35jähriges Bestandsjubiläum feiern, hätte nicht drei Tage zuvor Traxlers plötzlicher Tod einen Strich durch die Rechnung gemacht. So wurde der Abend eine Gedenkveranstaltung [zum Video]. Samstag Früh, am 26. Februar, war Peter von seinem Bühnenpartner in seinem von innen versperrten Zimmer in einer Pension in Graz-St.-Peter tot aufgefunden worden – vermutlich einem Herzinfarkt erlegen. Am Abend hätte das Duo erneut im Grazer Theatercafé auftreten sollen.

Peter Traxler war engagierter Kämpfer gegen Rechts, Nichtraucher, Hundeliebhaber und Knoblauchhasser. Er hinterläßt eine Frau – und eine große Gemeinde von treuen Besuchern der Programme des Duos. Wir trauern um einen großartigen Komiker, Schauspieler, Musiker und vor allem um einen der liebevollsten Menschen, dem nie ein Weg zu mühevoll war, für Schwächere Partei zu ergreifen und für sie zu kämpfen!

PS: Die Musikergilde verliert ein Gründungsmitglied – und ich einen Freund. pps

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