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Täglicher Karfreitag - Teil 2

Ankündigungen, Versprechungen, Drohungen: Fortsetzung der unendlichen Geschichte beim Runden Tisch am 26. September 2006.

Wien (5. Oktober 2006) – Zu Beginn seiner Wortmeldung versprach Ö3-Chef Georg Spatt, nach neuen Möglichkeiten zu suchen, um die Situation zu verbessern: »Wenn es nach mir geht: Ich brauche möglichst heimischen Content.« Der Dialog mit den Majors sei vielleicht zu intensiv gewesen, vermutete Spatt, er freue sich jedoch »auf harte aber faire Verhandlungen in den kommenden Jahren«. Dabei gestand er zu, es sei »viel schiefgelaufen in den letzten Jahren«, man sollte vor den »politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen des Jahres 2007 aber nicht die Augen verschließen«. Es müsse ja nicht immer Ö3 sein, betonte der Ö3-Chef, für die Jugendkultur habe der ORF »sogar einen eigenen Sender gegründet: FM4«.

An ORF-Hörfunkdirektor Rammerstorfer, der sich zuvor bei Peter Paul Skrepek für dessen Anerkennung der Steigerung des heimischen Musikanteils auf Ö3 von 5,2 auf 6,2 Prozent bedankt hatte, richtete Dr. Werner Müller von der Wirtschaftskammer seine einleitenden Worte: »Wie man Skrepeks wertfreie Äußerung als Lob mißverstehen kann, ist mir unverständlich. Musiker müssen von ihrer Arbeit leben können!« Auswandern sei keine Alternative, ebenso wenig wie ein Ehrengrab. Das Radio sei nun einmal eine sehr wichtige Verwertungsschiene. »Wir brauchen ein Instrumentarium, wo wir uns regelmäßig treffen können mit dem Ziel, mehr österreichische Musik zu etablieren«, schloß Müller.

Dr. Franz Medwenitsch [Ifpi/LSG]: »Radio ist, was den Content angeht, ein extrem billiges Medium. Während der Film mit 70 Millionen gefördert wird, verdienen die Radios jährlich 75 Millionen aus Werbeinnahmen.« Besonders hervorzuheben sei, daß die heimische Wertschöpfung aus Tonträgerverkäufen nur rund 7 Prozent ausmache, so Medwenitsch. Hier liege enormes Potenzial brach.

Peter Vieweger, Musiker und AKM-Vorstandsmitglied, beschrieb das Problem so: »Zwischen Künstlern und Publikum springt ein Funke. Daher sind jene Leute wichtig, die den Vorhang auf- und zuziehen.« Er habe eine Band entdeckt, die bei einem Auftritt in der Wiener Arena große Begeisterung erzeugen konnte. Vier oder fünf Titel seien durchaus Ö3-geeignet, würden aber nicht gespielt – was Ö3-Chef Spatt sofort zurückwies. Auch Vieweger hob den Ansatz zu einer positiven Entwicklung hervor: »Die AKM hat bei Ö3 im Juni 2006 einen Österreicheranteil von 6,46 Prozent erhoben.« Das entspricht immerhin einer Steigerung von 0,26 Prozentpunkten im Vergleich zu 2005.

»Ich mag erreichte Quoten«, sponn Musikproduzent Georg Tomandl [Österreichischer Musikfonds] den Faden weiter. »6,46 Prozent wären zum Beispiel eine schlechte Frauenquote.« Der Musikfonds trage viel zur Erhöhung der Produktion heimischer Musik bei, nun unterstütze er auch die Live-Schiene, wobei Mercedes-Pappas die Tourbusse gratis zur Verfügung stelle – ein Detail, das reisende Musiker sicher zu schätzen wissen. Franz Morak bezeichnete er wörtlich als »Robin Hood«, der für die heimische Szene kämpfe.

Horst Unterholzner [Sony/BMG] meinte, man müsse Ö3 aus der Schußlinie nehmen, denn »wir haben bei den Radios durchaus kompetente Ansprechpartner für unser internationales Repertoire. Bei heimischer Musik fehlen diese leider!« Er besuche auch regelmäßig Clubs, um neue Talente zu entdecken, und träfe dort immer wieder Leute von Ö3 und FM4, während andere Stationen nicht vertreten seien. Weltweit ortete Unterholzner einen »Rückzug ins Lokale«. Die USA seien zwar noch immer die Nummer Eins aber längst nicht mehr so relevant wie noch vor zehn Jahren, schloß der Sony-Geschäftsführer.


Monika Eigensperger und Kurt Rammerstorfer

Eine Lanze für FM4 brach dessen Chefin, Monika Eigensperger: »FM4 hat 10 Prozent der Wiener Hörer.« Der Musikmarkt verlagere sich aber immer mehr ins Internet. Hier seien die Österreicher Weltmeister: beim – illegalen – Download.

Insgesamt stellte Eigensperger einen Verlust der Vielfalt fest, denn »ohne Vertrieb kein Markt«. Sie versuche hier gegenzusteuern. [Tatsächlich erreicht heimisches Repertoire auf FM4 regelmäßig die 25 Prozent-Marke; Anm.] »Ich spiele seit Jahren viel Österreichisches – und es ist erfolgreich«, erklärte die Senderchefin. »Alle beneiden uns um FM4, nur die Tür nach Deutschland geht nie auf.«

Radio sei zweifellos wichtig, gestand Hannes Eder [Universal-Music] zu, nur: »Subkulturen funktionieren anders!« Auch früher sei Musik über Kopien verbreitet worden, analoge Kassettenkopien hätten ganze Szenen geschaffen und versorgt. »Heute ist unsere Musikproduktion auf der Höhe der Zeit, dem 0er-Jahr angepaßt, trotzdem wird vom Radio weiter Barry Manilow und ähnliches bevorzugt. Aber wo kommen wir hin: ohne Öffentlichkeit, ohne Betreuung?« Die Antwort gab sich Eder gleich selbst. Er kaufe sich eben 800 Werbeeinschaltungen mit Christl Stürmer im Fernsehen.

Reden wir miteinander

Für den Privatradioverband sagte dessen Geschäftsführer, Mag. René Tritscher (im Bild ganz rechts), es sei wichtig, miteinander zu reden. Die privaten Radios hätten durchaus ein offenes Ohr für heimische Musik. »Private spielen nicht nur Ö3 nach.«

Auf die Frage von Georg Tomandl, ob er mit der derzeitigen Situation zufrieden sei, antwortete Hörfunkdirektor Mag. Kurt Rammerstorfer: »Mein Ziel war es, die Performance bei den ORF-Radios hoch zu halten, und das ist gelungen. Die Erwartungshaltung des ORF hat sich erfüllt«.

Er fühle sich der österreichischen Szene verbunden, es gäbe jedoch ökonomische Zwänge. »Bringen Sie uns Vertrauen entgegen. Seien Sie weiter lästig. Es wird immer wieder etwas passieren, zum Beispiel der Bandwettbewerb auf Ö3«, appellierte Rammerstorfer und schloß: »Reden wir miteinander!«

»Radioeinsätze sind selbst bei großer Unterstützung keine Garantie für nachhaltige Berühmtheit«, bemerkte Andy Baum. Darüber hinaus halte er Telefoninterviews für untauglich, die Wünsche des Publikums zu erforschen und dann das Programm danach auszurichten. »Auf diese Art werden 150.000 Titel nicht präsentiert.«

Einen Dialog auf der Basis gegenseitigen Respekts schlug Dr. Harald Huber von der Musikuniversität Wien vor, und stellte die Schweiz als Beispiel vor. »Die Charta der Schweizer Musik hat viel mehr junge Künstler ins Radio gebracht – und eine langsame Gewichtsverschiebung weg von der Omnipräsenz des US-Repertoires hin zu mehr Offenheit für ein Europa der Regionen«, erklärte der Präsident des Ö-Musikrates und wies auf das ÖMR-Symposium am 24. und 25. November hin, wo unter dem Titel Musik und Gesellschaft genau zum Thema weiter diskutiert werden wird.

»Wir sind keine Nachspielstation von Ö3«, stellte Mag. Ilse Brunner [Radio Arabella] (Bild oben) fest, [wer Radio Arabella kennt, wird dem zustimmen; Anm.] »und wir bekennen uns zu österreichischer Musik.« Künstler wie Ulli Bäer hätten einen Fixplatz im Programm, Arabella sendete aber auch jene, hinter denen keine großen Labels stünden, wie zum Beispiel Ritchie Nagy – und viele andere Österreicher, so Brunner.

Nicht nur reden …

Peter Paul Skrepek verlangte eine Fortsetzung des begonnenen Dialogs in kleineren Runden mit einer genauen Zielvorgabe und unter Miteinbeziehung der Fernsehmanager. »Das Fernsehen spielt eine zentrale Rolle, wenn es gilt, etwas im Bewußtsein zu verankern.« Österreichische Musik sei auch keineswegs schlecht fürs Geschäft, wie immer wieder suggeriert werde, sondern, im Gegenteil, ein [Zuschauer]Quotenbringer. »Was wir im Bereich der Popmusik brauchen, sind mindestens zehn neue Künstler mit dem Bekanntheitsgrad einer Christl Stürmer. Dann haben wir einen Markt, und dann brauchen wir von den Radiosendern nichts mehr zu fordern, vielmehr werden sie sich darum reißen, diese Künstler auch zu senden – so wie es bei Ö3 vor zwanzig Jahren gang und gebe war«, schloß der Vorsitzende der Kulturgewerkschaft.


Gastgeber Franz Morak engagiert sich, Sekretär Gerald Grünberger blickt sorgenvoll in die Zukunft
Fotos: Heeresbild- & Filmstelle, Weiss

Zum Abschluß las Franz Morak aus dem ORF-Gesetz vor. Dort wird der Rundfunk über den Programmauftrag zur Vielfalt und Ausgewogenheit verpflichtet. »Manche Menschen haben Zweifel, daß man den öffentlich-rechtlichen Auftrag ernst nimmt«, sagte Morak und ersuchte alle Anwesenden nachzudenken »was kann ich besser machen?«

Eine gewisse Sparte der Musik habe sich mehr Aufmerksamkeit verdient, und der nun bald 30-jährige Diskussionsprozeß müsse irgendwann ein Ende finden, resümierte der Staatssekretär am Ende der rund dreistündigen Debatte.

PS: Von diesem Ende werden wir selbstverständlich berichten. pps

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