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Stimmen aus dem ORF-Publikumsrat - 2

Zweiter Teil unseres Rückblicks auf die Debatten im Publikumsrat der Jahre 2002 bis 2004 zum Thema "Musik aus Österreich".

WIen (15. September 2004) - "Radio Wien hat täglich 300.000 Zuhörer. Wir werden unter anderem gehört, weil wir Austropop spielen. Das ist mir auch ein Anliegen. Ich gebe ja zu, wir senden zuwenig, aber das ist formatbedingt", rechtfertigte sich Dr. Brigitte Wolf, die Landesdirektorin von Radio Wien in der Sitzung am 26. Jänner 2003. "Wir spielen Oldiebased AC [zu deutsch: Die größten Kassenschlager der 60er und 70er Jahre]. Das ist mein Auftrag innerhalb der ORF-Flotte. Wir sind der Austropop-Sender. Den Kulturauftrag werde ich nicht dadurch erfüllen, daß ich Wienerlieder spiele. Ich bin ein Massenmedium und muß schauen, daß man mich auch hört." - Kulturauftrag ade?

"Radio Wien war der erste Sender, der formatiert wurde, das war 1993. Damals haben wir viele Stammhörer verloren, die vom Programmwechsel irritiert waren – aber innerhalb von zwei Jahren konnten wir viele neue gewinnen. Ohne das Format gäbe es heute wahrscheinlich kein Radio Wien mehr." - Die Frage, wer das Format als Lösung für alle Probleme ausgesucht habe - und damit letzten Endes das Musikprogramm bestimme -, ließ die sympathische Landesdirektorin unbeantwortet.

Tatsächlich belegt auch die AKM-Statistik die Erklärungen von Frau Dr. Wolf. Genau mit Beginn der Formatierung von Radio Wien sinkt der Anteil heimischer Musik dort an die Wahrnehmungsgrenze:

1986 . . . . 39,15 %
1993 . . . . 12,93 %
2001 . . . . 12,17 % [CD-Anteil: 10,18%]

Untersuchungen haben gezeigt, daß eine gewisse Radiopräsenz Voraussetzung für die Wahrnehmung einer eigenständigen Musikszene ist. Erst ab einem Anteil von 15 Prozent aller gesendeten Platten wird sie vom Publikum wahrgenommen. Wer also auf das Radio angewiesen ist, muß tatsächlich glauben, es gäbe nichts [Neues] im Musikland Österreich.

Radio für die steirischen Flächen

Die Steiermark zählte jahrzehntelang zu jenen Bundesländern mit dem höchsten Anteil an regionalem Musikschaffen aller ORF-Radios. Noch 1994 stammten rund 37 Prozent aller gespielten Musikstücke aus heimischer Feder. Im Jahr 2001 waren es nur mehr 14 (!) Prozent. Wie ist dieser drastische Rückgang zu erklären?

Radio Steiermark betreibe ein Flächenradio, eröffnete dessen Direktor Mag. Dr. Edgar Sterbenz (im ORF-Bild links) am 10. März 2003, das einen Marktanteil von 45 Prozent erreiche, bei der Zielgruppe der über 35-Jährigen sogar 60 Prozent. "Es handelt sich um ein Schlager-Pop-Oldie-Format, wobei mit Oldies dezitiert angloamerikanisches Repertoire gemeint ist. Dieses Format hat sich angeboten, wir haben es nur angepaßt."

Wer dem Sender dieses Format angeboten habe, dazu wollte sich der Landesdirektor vor dem Plenum des Publikumsrates nicht äußern. Ebenso wie er die Frage Skrepeks "Wird durch dieses Format Ihrer Meinung nach der gesetzliche Auftrag erfüllt, der ein ausgewogenes Programm für alle Altersgruppen vorsieht?" unbeantwortet ließ. Radio Steiermark sende nicht nur 30 Prozent österreichische Interpreten, wie eine interne Untersuchung des vergangenen Jahres ergeben habe, sondern engagiere sich besonders bei der Volksmusik. "Die Lange Nacht der Volksmusik, die wir bis drei Uhr früh übertragen haben, hat beim Publikum großen Anklang gefunden", berichtete Sterbenz.

Konsequentes Flächenradio

Mit Datum vom 3. März 2003 erfolgte auch in Salzburg die Umstellung auf "konsequentes Flächenradio", die auch die Abschaffung einiger Kultursendungen zur Folge hatte. Von Publikumsrat Skrepek auf die in den Salzburger Nachrichten veröffentlichten massiven Proteste dagegen angesprochen, bemerkte Landesdirektor Dr. Hubert Nowak: "Es gab keine großen Proteste. Ich kenne den Redakteursbetrieb in dieser Zeitung. Das Radio ist eben ein Begleiter des Menschen, und Protest regt sich immer, wenn Gewohnheiten sich ändern."

Man habe die Volkskultur in den Abend verschoben und so den Tag für die Jugend und ihre Musik freigemacht, erläuterte Nowak seine Vorgangsweise. Jetzt gäbe es eine harmonische Musikgestaltung, vorwiegend mit Schlagern, Oldies (!) und Evergreens. "Wer hat Ihnen dieses Format empfohlen, wer hat es ausgewählt?" wollte Skrepek wissen. "Niemand hat uns etwas eingeredet", antwortete Nowak. Das Landesstudio verfüge durchaus über eigene Fachleute in der Musikredaktion, die den Wechsel von einem gemischten zu einem formatierten Programm durchgeführt hätten.

"Von den rund 300 am Tag gespielten Titeln sind 65 Prozent deutschsprachig und 32 Prozent stammen von österreichischen Interpreten", ging Dr. Nowak ins Detail. Das habe eine Auswertung durch die Musikredaktion ergeben. Einmal pro Woche werde ab 21 Uhr drei Stunden lang Volksmusik gesendet, das sei mehr als das Dreifache anderer Landesstudios.

Skrepek stellte dem Publikumsrat die AKM-Statistik für Salzburg vor. Demnach ist der Anteil an Kompositionen von in Österreich lebenden Urhebern in den letzten zehn Jahren mit rund 25 Prozent gleich geblieben [2001: 24,43 Prozent]. "Ohne Werbung, Hintergrundmusik und Signations erreichen heimische Komponistinnen und Komponisten aber nur ca. 12 Prozent; und dieser Anteil sinkt von Jahr zu Jahr konstant", erklärte der Musikerpräsident.


Prozentanteil von CDs mit Werken heimischer Urheber sinkt

Für die österreichische Musikszene sei die Wertschöpfung wichtig, daher müsse man den regionalen CD-Anteil auf Radio Salzburg anheben, forderte Skrepek und fragte: "Werden Sie sich dafür einsetzen, daß - den Wünschen des Publikums entsprechend - mehr Musik, die Österreich produziert wird, zu hören sein wird?" [Laut Gallup-Umfrage wollen 45 Prozent der Salzburger mehr heimische Musik hören.] "Dem Publikum geht es um die Sprache", stellte Direktor Nowak fest, "die Wertschöpfung ist für Hörerinnen und Hörer kein Argument!" Er sei jedoch gesprächsbereit, schloß der Landesdirektor.

Heiliges Land Tirol

Neben der Blasmusik liege ihm die zeitgenössische Musik sehr am Herzen, erklärte Landesdirektor Mag. Robert Barth vor der Sommerpause am 24. Juni 2003 und verwies auf jene Sendungen, in denen E-Musik Werke von lebenden Komponisten vorgestellt werden. Peter Paul Skrepek relativierte diese Ausführungen allerdings. Der aktuellen AKM-Sendezeitstatistik zufolge habe das Landesstudio Tirol im vergangenen Jahr 471 Minuten lebende E-Musik gesendet, 70 (!) Prozent davon, das sind 331 Minuten, stammten von österreichischen Urhebern. Über das ganze Jahr spielte der ORF in Tirol also 5,5 Stunden dieses Genres - am Tag ergab das nicht einmal eine Minute.

Das Musikformat des Landesstudios Tirol beschrieb Direktor Barth mit "Schlager und Oldies". Auf die Frage, worauf er den dramatischen Rückgang des gesamten Österreicher-Anteils von 28,6 Prozent [1994] auf 17 Prozent [2002] zurückführe, antwortete Barth: "Es besteht kein Zusammenhang mit dem Format. Wenn bei uns mehr los ist, wird auch mehr gebracht." Die Zahlen beträfen außerdem nur die bei der AKM bezugsberechtigten Komponisten, entgegnete der Radiomanager, seine Musikredaktion habe ihm bestätigt, weit mehr heimische Interpreten als diese 17 Prozent einzusetzen.

Den Rückgang der AKM-Anteile bestritt Mag. Barth nicht, konnte aber leider keine Erklärung anbieten. Peter Paul Skrepek appellierte an den Landesdirektor, den Sender für die regionale Musikszene weiter als bisher zu öffnen und dem Publikum das ganze Spektrum des heimischen Schaffens zugänglich zu machen.

Oberösterreich in privater Hand

Im Jahr 1997 lag der Anteil österreichischer Musik auf Radio OÖ. noch über der 30 Prozent-Marke. Quasi über Nacht wurde er auf 22 Prozent gesenkt und liegt heute mit 19,5 [nur CDs] unter 20 Prozent. Was genau dazu geführt hat, daß im letzten von der AKM ausgewerteten Jahr [2002] nur mehr jede fünfte CD aus landeseigener Musikproduktion stammte, darüber wollte sich ORF-Landesdirektor Dr. Helmut Obermayr im Publikumsrat am 29. Jänner 2004 nicht äußern. (* Grafik inkl. Hintergrundmusik, Signations und Werbung)

Radio Oberösterreich ist mit bis zu 406.000 Hörern das mit Abstand beliebteste Programm im ganzen Bundesland. Seine Zielgruppe, die über 35-Jährigen, erreicht es fast zur Hälfte. Das Musikprogramm ist formatiert, in diesem Fall auf Schlager und Oldies begrenzt. Selbstverständlich gibt es auch Volks- und Blasmusik, aber in der Regel zu Zeiten, wo nur mehr die jeweilige Randgruppe zuhört. Auch die so genannte Ernste Musik geht auf Sendung: im Jahr 2002 waren es 1.223 Minuten, davon 542 Minuten aus Österreich. Zehn Jahre vorher waren es noch 2.353, davon 1.241 von Komponist/innen aus Österreich.

"Der Österreich-Bezug hat einen besonderen Stellenwert", betonte der Landesdirektor (Bild: ORF) und legte ein klares Bekenntnis zur eigenen Kultur ab. Momentan seien Umstellungen im Gang: Nachdem das Musikprogramm jahrelang von einer privaten Firma gestaltet worden sei, gäbe es dafür jetzt wieder einen eigenen ORF-Redakteur, erläuterte Obermayr. Auf Nachfrage von Peter Paul Skrepek war Dr. Obermayr zwar nicht bereit, den Namen dieser Firma zu nennen, versicherte aber: "Wir waren nicht fremdbestimmt!"

"Wir haben zwar kein Wunschkonzert", antworte der Landesdirektor auf eine diesbezügliche Frage, "aber in Zeiten des globalisierten Musikgeschmacks müssen Wünsche eben passen, die allgemeine Publikumsakzeptanz muß gegeben sein."

PS: Die ORF-Manager stehen der heimischen Musikszene also durchaus positiv gegenüber. Aber sie haben ihre Anweisungen. Wünsche werden gern erfüllt - wenn sie passen. pps

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