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Harry Pepl - ein Nachruf

»Jetzt, wo ich alles spielen kann, was ich will, darf ich nicht mehr.« - Harry Pepl mit einem leisen Lächeln. Eine Würdigung von Peter Paul Skrepek.

Wiener Neustadt (19. Dezember 2005) - Der Blutdruck stieg nicht nur beim Publikum, wenn Harry Pepl zu einem solistischen Höhenflug ansetzte. Auch bei ihm selbst schnellte er in gefährliche Regionen und machte ihm das Gitarrespielen in den letzten Jahren nahezu unmöglich. »Mein Hauptproblem ist der hohe Blutdruck«, erzählte Pepl in einem Interview mit dem Musikmagazin Concerto. »Nach außen erscheine ich vielleicht ruhig, aber innen rennt es in mir herum wie wahnsinnig. Der Fehler war wahrscheinlich, daß ich in den ganzen zwanzig Jahren nie eine Pause gemacht habe.«

Musik in die Wiege gelegt

Harry Pepl erblickte das Licht der Welt am 10. September 1945 in Wien. Musik aller Arten wurde ihm in die Wiege gelegt. Durch seinen Vater hörte er Count Basie, bei seiner Tante, wo er aufgewuchs, ausschließlich Oper. Seine Großmutter brachte ihn mit der Schrammelmusik in Kontakt - der Grundstein für seine Vielseitigkeit und Freude am Experiment war gelegt. Er erlernte die klassische Gitarre bei Prof. Karl Scheit, absolvierte ein "Fernstudium" bei Jim Hall und Wes Montgomery, erweiterte seine Ausbildung am Wiener Konservatorium und trat neben seiner Tätigkeit als Tanzmusiker bald mit dem Harald Neuwirth Consort und dem Erich Kleinschuster Sextett auf.

Bei einem Konzert im Wiener Amerika-Haus habe ich Harry Pepl zum ersten Mal gehört. Mit seiner Ibanez 175er und einem Mutron-Touch-Wah geigte er sich durch den elektrischen Hochgeschwindigkeitsjazz des damals populären Schlagzeugers Billy Cobham. Zu dieser Zeit - 1974 - spielte ich auch meinen ersten Studiojob, als zweiter Gitarrist mit der ORF Big-Band. Der erste Gitarrist war Harry Pepl. Seine Ruhe und Hilfsbereitschaft, mit der er mich als blutigen Anfänger durch diese schwierige Aufgabe gelotst hat, sind mir bis heute tief ins Gedächtnis eingebrannt.



Jazz-Zwio:
Werner Pirchner & Harry Pepl

Der Kontakt zu ihm sollte nie mehr abreißen. Zuerst hörte ich ihm regelmäßig bei seinen Auftritten mit Werner Pirchner zu. In Pepls und Pirchners Jazz-Zwio fanden sich zwei gleichschwingende Seelen: Werner Pirchner am Vibraphon und Harry Pepl mit einer elektrisch verstärkten Ovation [wer damals eine besaß, war der Kaiser]. »Wir haben uns ganz spontan gut verstanden – menschlich wie musikalisch«, erinnerte sich Pepl viele Jahre später an Pirchner. »Wir waren auch beide gleich verrückt und probierten gern komische Sachen aus. Das war damals eine tolle Zeit, eine richtige Aufbruchstimmung. Einige Jahre lang haben wir intensiv gespielt: Berliner Jazztage, Montreux, Saalfelden und alle möglichen anderen Festivals.«

Pepl - ein unverwechselbarer Musiker aus Wien mit Geltung in der ganzen Welt und einer langen Liste von musikalischen Gesprächspartnern wie Dave Holland, Dino Saluzzi, Michel Portal, Wolfgang Puschnig, Jack DeJohnette, Dave Liebman, Mino Cinelu, Fritz Pauer, Art Farmer, Astrud Gilberto, Stan Getz, Lee Konitz, Toots Tielemans, Charly Antonioli, Daniel Humair, Ines Reiger, Lee Harper, Erich Bachträgl, Didier Lockwood, Adelhard Roidinger, Ack van Royen, John Surman, Wolfgang Dauner, Manfred Schoof und Richard Österreicher, um nur einige zu nennen. Legendär ist auch Pepls eigene Band Airmail mit Mike Richmond und Wolfgang Reisinger - und sein Engagement bei Benny Goodman, dem King of Swing. Harry Pepl hat überall tiefen Eindruck hinterlassen.

Zuletzt besuchte er mich immer wieder im Wr. Neustädter Konservatorium, um sich als Gildenmitglied einen Rat in [Schallplatten]-Vertragsangelegenheiten zu holen - oder einfach um ein bißchen zu plaudern. Das Unterrichten hatte er nach 1995 ebenso aufgeben müssen wie das Spielen, aber bis dahin waren bereits Generationen von Gitarristen durch seine Schule [u.a. der Musikhochschule Graz, wo er als ordentlicher Universitätsprofessor lehrte] gegangen, darunter Wolfgang Muthspiel, Peter Havlicek, Guido Jeszenszky, Alexander Machacek und Kristian Musser.

»Begnadeter Gitarrist und Ausnahmeerscheinung«
[Otto Kolleritsch, Rektor der Musikuni Graz, über Pepl]

In den letzten Jahren wandte er sich dem Klavier und dem Schlagzeug zu und machte sich auch als Komponist einen Namen. »In dem Augenblick, in dem ich inspiriert musiziere oder komponiere - was für mich dasselbe ist -, glaube ich an das Absolute: an die Wahrheit, in der alle Gegensätze zusammenfallen«, schrieb Pepl 1996.

Harry Pepl starb am Montag, dem 5. Dezember 2005, in einem Spital in Wiener Neustadt im Alter von 60 Jahren. Auch wenn der letzte Ton aus Harrys Hand verklungen ist, seine Musik bleibt uns erhalten. Er spielte schon zu Lebzeiten in einer für die meisten von uns unerreichbaren Liga und reiht sich mit seinem Tod in die Gilde der Unsterblichen ein.

PS: Du warst ein Vorbild, musikalisch wie menschlich. Danke für alles, lieber Harry! pps

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